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Mobiles Bildungsprojekt der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau

ERZIEHUNG HINTER GITTERN: Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau als Endstation im Erziehungssystem der DDR

Organisationsform:
Das Bildungsangebot ist für den Einsatz außerhalb der Gedenkstätte konzipiert. Der Projekttag ist deshalb besonders für Bildungseinrichtungen geeignet, die aus organisatorischen Gründen keinen Gedenkstättenbesuch ermöglichen können.

Zielgruppe:
Schüler der Sekundarstufe I und II (alle Schulformen)
Fachschulen im Bereich der Berufsausbildung
Weiterbildungsangebote im Bereich Bundesfreiwilligendienst und Freiwilliges Soziales Jahr

Gruppengröße: bis 30 Schüler; bei einer größeren Anzahl können die Schüler auch in zwei Gruppen betreut werden.

Dauer: ab ca. 2,5 Stunden bis hin zum Ganztagesangebot. Grundsätzlich wird das Bildungsangebot den zeitlichen Bedürfnissen der Gruppe angepasst.

Projektbeschreibung:
Der Geschlossene Jugendwerkhof (GJWH) Torgau war die einzige geschlossene Heimeinrichtung der DDR. Die Jugendlichen sollten hier unter haftähnlichen Bedingungen innerhalb von nur wenigen Monaten zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ umerzogen werden. Mit seinen hohen Mauern und vergitterten Fenstern glich der Geschlossene Jugendwerkhof als Einrichtung der DDR-Jugendhilfe bereits äußerlich einer Haftanstalt. Bis November 1989 durchliefen insgesamt 4.046 Jugendliche die sogenannte Endstation im Erziehungssystem der DDR.
Die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau am historischen Ort steht heute als Symbol für das gesamte unmenschliche Strafsystem der Jugendwerkhöfe und Spezialkinderheime, das im Laufe der DDR-Geschichte etwa 135.000 Kinder und Jugendliche durchlaufen mussten. Sie ist bundesweit der einzige Erinnerungsort, der die Machtstrukturen des Bildungs- und Erziehungsapparates dokumentiert, an die jugendlichen Opfer der sozialistischen Umerziehungspraxis erinnert und aktuelle Diskurse zur Heimerziehung thematisiert.

Mit dem „Mobilen Bildungsprojekt“ bietet die Gedenkstätte auch Projekttage außerhalb des historischen Ortes an. Im Jahr 2006 als Modellprojekt für Sachsen entwickelt, ermöglicht es heute bundesweit ein Bildungsangebot mit denen sowohl kognitive, emotionale als auch kreative Zugänge zur Thematik eröffnet werden.

Bestehend aus einer kleinen transportablen Ausstellung sowie Arbeitsmappen mit zeitgeschichtlichen Dokumenten, Fotos, Auszügen aus Zeitzeugeninterviews und Biografien, wird das Mobile Bildungsprojekt durch einen Mitarbeiter der Gedenkstätte begleitet und gemeinsam mit dem Bildungsträger vor Ort durchgeführt.

Forschend und entdeckend erarbeiten sich Schüler der Mittelstufe oder gymnasialen Oberstufe anhand verschiedener Quellen historisches Wissen. Dabei sind sie gefordert, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen, wenn sie zum Beispiel Interviewauszüge von Betroffenen rezipieren oder aber Herrschaftsquellen wie Einschätzungen der Jugendlichen durch die Erzieher analysieren.

Ein Projekttag gliedert sich in folgende Abschnitte:

  • Aktivierung und Einführung ins Thema
  • Gruppenarbeitsphase
  • Präsentationsphase
  • Dokumentarfilm
  • Abschlussdiskussion

Mithilfe von Fotos zum GJWH Torgau und exemplarischen Arrestzelleninschriften von Jugendlichen wie: „Ich bin als Mensch geboren [...] und will als Mensch hier raus!“, wird das Interesse der Jugendlichen geweckt und erste Informationen über die geschlossene Heimeinrichtung vermittelt. In der anschließenden Kleingruppenarbeit, welche die kooperative Kompetenz der Jugendlichen fördert, erarbeiten sich die Schüler über einen Fragenkatalog jeweils einen Themenschwerpunkt und gestaltet dazu ein Präsentationsplakat. Auf dieser Grundlage stellt jede Gruppe ihre gewonnenen Erkenntnisse vor. Nach einer Auswertung- und Diskussionsrunde vermittelt die Dokumentation „Schlimmer als Knast“ zusätzlich einen vertiefenden Einblick in Alltag, Leben und Umerziehung im Jugendwerkhof.

Ergänzt werden kann das „Mobile Bildungsprojekt“ durch ein moderiertes Zeitzeugengespräch. Zeitzeugen, ehemalige DDR-Heimkinder, berichten über persönliche Erfahrungen in DDR-Heimen sowie die Folgen für ihren weiteren Lebensweg und kommen mit den Jugendlichen ins Gespräch.

Vermittlungsziele:
Im Mittelpunkt steht die intensive Auseinandersetzung mit staatlicher Repression von Kindern und Jugendlichen in der SED-Diktatur:

  • Umerziehung von Kindern und Jugendlichen in den Spezialheimen der DDR
  • repressive Pädagogik in der DDR am Beispiel des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau
  • Folgen für Betroffene

Die Gedenkstätte ist heute ein Ort des historisch-politischen Lernens. In den Projekten wird auf die Notwendigkeit gesellschaftlicher Grundwerte wie Menschenwürde, Freiheit und Individualität sowie die Bedeutung demokratischer Umgangsformen verwiesen:

  • Informieren und Sensibilisieren
  • Empathie fördern
  • Urteilsfähigkeit stärken
  • Menschenrechts- und Demokratieerziehung

Methode:
Die Bildungsangebote basieren auf der Methode des entdeckenden Lernens. Durch den Einsatz historischer Dokumente, Biografien bzw. Zeitzeugenberichten, Fotos und Dokumentarfilm wird die Arbeit mit verschiedenen Quellen ermöglicht und fachlich begleitet. Die Arbeit in Gruppen ermöglicht Kooperatives Lernen, wodurch die Kommunikation sowie Interaktion der Schüler und die kooperative Kompetenz gefördert werden.

Durchführende Einrichtung: Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau

Ansprechpartner: Manuela Rummel (info@jugendwerkhof-torgau.de), Tel.: 03421-714203

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