Dass die in Nordsachsen liegende Große Kreisstadt Delitzsch die Wiege des modernen Genossenschaftswesens wurde, hat sie ihrem berühmtesten Sohn zu verdanken. Der Jurist und spätere Politiker Hermann Schulze-Delitzsch gründete nämlich 1849 in Delitzsch die erste deutsche Produktionsgenossenschaft und entwickelte in der Folge seine Ideen beständig weiter. Herausragende Leistungen waren die Mitgestaltung der verbandsmäßigen Organisation der Genossenschaften sowie die Gestaltung und Durchsetzung des deutschen Genossenschaftsgesetzes.
Am historischen Ort der ersten Genossenschaftsgründung befindet sich heute das Schulze-Delitzsch-Haus Deutsches Genossenschaftsmuseum. Mit der dort gezeigten europaweit einzigartigen Personalausstellung werden die Ideen des Genossenschaftspioniers gewürdigt. Anhand seiner Biographie wird ein Stück deutscher Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte erzählt und der Bogen in die Gegenwart gespannt. Das Genossenschaftsgesetz in seiner Grundform und die Grundprinzipien der Genossenschaftsorganisation sind nämlich auch heute noch die Basis jenes solidarischen, kooperativen Zusammenschlusses, der unternehmerische Grundlage für heute über 8000 Genossenschaften in Deutschland geworden ist.
Das Deutsche Genossenschaftsmuseum wurde im Oktober 1992 gegründet und im Jahr 2010 durch die dort sitzende Hermann- Schulze-Delitzsch-Gesellschaft e. V. umfassend neugestaltet. Den Besucher erwartet eine moderne, abwechslungsreiche Ausstellung mit visuellen und akustischen Angeboten. Geschichte wird für alle Altersgruppen sinnlich erleb- und begreifbar. Je nach persönlicher Vorkenntnis und Interesse lassen sich thematisch und farblich gegliederte Wandklappen öffnen, Ereignisse hinterfragen.